Im Gespräch mit Michael Pfister: „Die Spannung zwischen dem Nichts, dem Nothing, auf der einen und dem „Don‘t stop believing“ auf der anderen Seite spiegelt sich auch in unserem krampfhaften Versuch, dieses Ende von «The Sopranos» lesen zu können. Wir halten Ausschau nach einer Figur, die wir wiedererkennen, die ein potentieller Mörder sein könnte, und alles, was gezeigt oder gesagt wird, erhält eine allegorische Qualität: Tonys Frau Carmela erwähnt, dass die Tochter die Verhütungsmethode ändert. Und sogleich lässt sich das lesen als Kommentar zum grossen Mafiathema der Familie, der Genealogie. „Birth control“ wird zur Metapher für das, was die Mafia unablässig tut: die eigene Nachfolge kontrollieren, gewährleisten, dass die andere Familie nicht zu mächtig wird. Der Umstand, dass der Schlussong den wir hören, ausgerechnet von jener Band stammt, die „Journey“, also „Reise“ heisst. Oder die Tatsache, dass die Figuren hier zusammen onion rings essen, die besten im ganzen Bundestaat, wie Tony anmerkt: der Ring als Zeichen für das endlose In-sich-Kreisen. Will auch sagen: Wir sind wieder am Ende einer Staffel, eines Zyklus angelangt, wie schon all die Staffeln zuvor. Wieder findet die letzte Szene im Kreis (sic!) der Familie statt. Oder die Tochter Meadow vor dem Diner, die Mühe hat, ihren Wagen zu parken: auch das scheint hochsymbolisch, ein Sinnbild für die Unmöglichkeit, zur Ruhe, zu einer Closure zu kommen, die Lücke zu füllen.“
aus: Totalität und Unendlichkeit. Ein Dialog über die Fernsehserie.