Auf dem Nachttisch des sterbenden Tommaso zu Beginn von Antonionis „La notte“ liegt die italienische Übersetzung von Brechts Fragment „Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar“. Der Auftritt dieses Buches ist auch als Schlüssel zu nehmen. So wie Brecht die Biographie des Helden Cäsar aus der Perspektive des Sklaven erzählt, um so Historie in eine andere Perspektive zu rücken, so verlangt auch Antonioni einen Perspektivwechsel im Blick auf filmisches Erzählen, so etwa, wenn er immer wieder die Figuren, die sonst im Zentrum der Erzählung stehen, zurücktreten lässt zugunsten jenes Raumes, in dem sie sich bewegen. Die Geschichte der anderen Seite, wie sie Brecht versteht, ist bei Antonioni buchstäblich zu nehmen: als Wechsel weg von den Figuren auf die andere Seite des Raumes.
Am 6.10.16 ist „La notte“ im Winterthurer Kino Cameo zu sehen, wobei ich die Filmeinführung machen werde. Gelegenheit für eine buchstäbliche Rück/kehr zu den Perspektiv-Wechseln, welche Antonionis Filme auszeichnen. Mehr dazu habe ich in einem früheren Text geschrieben: Verloren im Raum: Zu den Filmen Michelangelo Antonionis.
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