glanz / glance / glas

Von der Unsichtbarkeit des Spiegels /
On the Invisibility of Mirrors /
De l’invisibilité du miroir /

Die eine Hälfte zweier Texte für die Installation und das Künstlerbuch AIRE DE BELLELAY von Haus am Gern.

Essay in dt./eng./frz. als PDF > Bildschirmfoto 2015-07-04 um 16.16.46

Wir treten ein. Wir schauen. Und sind damit bereits verloren, rettungslos in die Falle gegangen. Wir glauben, etwas zu sehen. Aber wir täuschen uns. Wir treten vor, sehen in die Spiegel und sehen sie nicht.

Denn Spiegel sieht man nie. Spiegel sind unsichtbar.

Das scheint eine widersinnige Behauptung zu sein, geht es doch beim Spiegel um nichts anderes als um Sichtbarkeit. Der Spiegel gibt zu sehen, gewiss. Doch ist es genau dies, die Fähigkeit, sichtbar zu machen, die zur Folge hat, dass er selber nicht zu sehen ist. Spiegel nennt man Oberflächen, welche Lichtstrahlen so reflektieren, dass sie ein Abbild dessen zurückwerfen, was sich vor dieser Oberfläche befindet. Der Glanz des Abbildes ist demnach der notwendige Beleg dafür, dass wir es überhaupt mit einem Spiegel zu tun haben. Es gilt die Regel: Nur wo wir ein Abbild sehen, handelt es sich um einen Spiegel. Damit aber gerät unweigerlich der Spiegel selbst aus dem Blick. Wir sehen zwar die Spiegelung, nie aber die spiegelnde Oberfläche an sich. Wir sehen das Abbild, nicht seinen Träger. Einen Spiegel nur für sich und ohne Abbild kann man sich denn auch kaum vorstellen. Leere Spiegel gibt es nicht. Und entsprechend gilt umgekehrt: Oberflächen, auf denen keine Spiegelung zu sehen ist, sind keine Spiegel (ein leerer Spiegel ist keiner).

This means that in fact we can only ever surmise the existence of a mirror based on that which it shows us and behind which it constantly conceals itself. We can draw a kind of optico-logical conclusion: whenever we see a reflection, there must be a mirror too. But we never see the mirror itself. This applies not only to plane mirrors but also to distorting mirrors with convex or concave curves. Even though the way in which a reflection diverges from the original may tell us something about the shape of the mirror itself, we still rely on the image to confirm that we are dealing with a mirror and nothing else.

The mirror thereby reveals itself as the perfect medium. It is capable of transmitting images, but becomes increasingly invisible the better the transmission works. In the act of faithful simulation, the mirror dissimulates itself. Thus the mirror is always a missed encounter, no matter how long we stare into it. It always shows us too much image and not enough of itself. By blinding us, it makes itself unseen.

Cette propension du miroir à s’effacer lui-même expliquerait-elle que nous ne fassions pas attention à lui, alors que nous l’utilisons quotidiennement ? Penchons-nous donc sur lui ! On dit que le miroir donne le reflet inverse de l’original. À l’évidence, cela n’est pas vrai. L’objet placé à gauche devant le miroir apparaîtra à gauche également en reflet. Les miroirs planes montrent la gauche et la droite exactement où se trouvent la gauche et la droite, comme un buvard absorbe la tache d’encre à l’endroit exact où elle se trouve.
C’est seulement lorsque nous sommes nous-mêmes face au miroir, nous identifions à l’image qu’il nous renvoie et nous imaginons que nous ne sommes pas devant mais dans le miroir, que gauche et droite se confondent. Seulement, donc, lorsque je ne vois plus mon reflet comme une image mais comme une fenêtre donnant sur une pièce où je vois mon double, que je remarque que je porte ma montre au poignet gauche alors que mon double la porte au poignet droit. Cette «erreur» n’est toutefois possible que si je perçois le miroir non pas comme une surface réfléchissante, mais que je fais comme si le miroir n’était pas là du tout, comme si la surface du miroir était une ouverture sur un deuxième monde peuplé de doubles, pratiquement identique au monde réel, sauf que dans ce deuxième monde imaginaire tout semble en quelque sorte tricoté à l’envers.

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