FS 2015, Seminar für Medienwissenschaft, Universität Basel ✺
Sie kann rufen, flüstern, schreien, murmeln, sie kann zittern oder brechen, wir unterdrücken sie oder erheben sie, wir haben sie und geben sie, sie kann verführen oder uns verraten. Die Stimme erscheint uns einerseits als etwas vom Persönlichsten und Intimsten, was wir besitzen: ein Neugeborenes lässt die Stimme hören, noch ehe es zum ersten mal die Augen aufschlägt. Andererseits ist die eigene Stimme immer auch Fremdkörper, was jeder weiss, der schon einmal eine Tonaufnahme von sich selbst gehört hat. Und wenn wir etwa von „Stimmung“ reden, löst sich die Stimme schliesslich gänzlich vom eigenen Körper und entzieht sich endgültig unserer Macht. Diesem Schwanken der Stimme zwischen Eigenem und Fremden, Präsenz und Absenz, Medium und Botschaft wollen wir in diesem Seminar nachgehen und dabei ganz unterschiedliche Stimmen anhören und sie zum Sprechen bringen. Unser Weg führt uns von Mozart über Wagner bis Gérard Grisey, von Fritz Lang bis Sergio Leone, von Sigmund Freud über Antonin Artaud bis Harpo Marx und vom Grammophon bis zum Telefon. Mit dabei als Hörhilfen lassen wir Theoretiker mitreden wie Roland Barthes oder Friedrich Kittler, Michel Chion oder Mladen Dolar. Ohren auf!