Freitag, 4.11. 2016, 20:30, PSZ (Quellenstr. 25, 8005 Zürich) ///
Das Unheimliche ist nicht bloss subjektiv. Das Unheimliche hängt aber auch nicht an bestimmten, angeblich furchteinflößenden Objekten. Das Unheimliche besteht vielmehr in der ungewissen, sich laufend verschiebenden Stellung selbst, welche Subjekt und Objekt zueinander einnehmen. Was Freud und Lacan im Rückgriff auf Archäologie und Topologie zu beschreiben versuchen, ist eine räumliche Konstellation des Unbewussten, die sich dadurch auszeichnet, dass sie den Gesetzen der euklidischen Geometrie und der Logik des ausgeschlossenen Dritten nicht länger gehorchen. „Fort“ und „da“ sind für das Unbewusste keine sich gegenseitig ausschliessenden Positionen mehr, sondern fallen zusammen. Deswegen ist uns das Unbewusste unheimlich. Im Raum des Unheimlichen ist alles immer zugleich an und abwesend, alles ist gleichzeitig da und dort. Die Künste freilich und deren mediale Formen haben diese unmöglichen Räume des Unheimlichen immer schon zu erbauen gewusst, in Form von Textlandschaften und Film-Architekturen, Bildwelten und Soundscapes. In ihnen findet die Psychoanalyse vorweggenommen, was sie selbst noch immer am entdecken ist.
Vortrag im Rahmen des Vortragszyklus „The Best of Missing Link“