Die Sechziger- und Siebzigerjahre gelten als revolutionär, die Kultur der Achtzigerjahre hingegen hat keinen guten Ruf. Als oberflächlich und geschmacklos verschrien, wird hier angeblich ganz unkritisch wild wuchernder Kapitalismus zelebriert. Tatsächlich aber nimmt das Kino der Achtzigerjahre den Vorwurf des Oberflächlichen auf und wendet ihn zum Argument: genau in den Oberflächen steckt eine abgründige Erkenntnis. Existenzialistische Thriller wie William Friedkins To Live and Die in L.A. führen vor, was es bedeutet, wenn sich die eigenen Wünsche auf blosse Äusserlichkeiten reduzieren und in Truffauts Abschiedsvorstellung Vivement dimanche lebt der film noir wieder auf, weil auch die Gegenwart düster geworden ist.
Ursprünglich Vortrag im Kino Rex Bern geplant, wurde die Vorlesung aufgrund der Coronamassnahmen als Videolecture am 1. April 2020 gestreamt.