Aus-Brüche: Geburten des Films

21.1.2017, Neumarkt Zürich, David Morf-Saal, Neumarkt 5, 8001 ZÜrich ///

Die Geburt entzieht sich. Sie manifestiert sich als Bruch, als Ent-Bindung und Ablösung vom elterlichen Körper. Es ist dieser Bruch der Geburt, den auch der Film mit seinen, bereits in seiner Technik festgelegten Zerhackungsmethoden vorführt, 24 mal pro Sekunde.

Die Geburt ist für den Film insbesondere darum ein brisantes Thema, als auch dessen eigene Ursprünge fragwürdig sind. Auf ungewisse Weise hervorgegangen aus Foto- und Kriegstechnik ist der Film ein medialer Bastard geblieben, der sich – im Stile eines Familienromans – laufend neu zu erfinden und zu gebären hat. So muten denn auch die Inszenierungen von Geburt-Situationen im Film unweigerlich selbstreflexiv an.

Von den eskamotierten Körpern bei Georges Méliès‘ bis zu den Leib-Explosionen bei David Cronenberg, Ridley Scott,  John Carpenter oder Brian de Palma versucht das Medium des Films auch die Urszene seiner eigenen Entstehung ins Bild zu setzen, als Moment der Verstörung. Damit demontieren diese Geburten des Kinos nicht zuletzt all jene Vorstellungen, welche die Geburt als Moment liebevoller Vereinigung behaupten. Stattdessen wird Geburt als das vorgeführt, was es auch ist: Moment der Gewalt und der Angst, Moment des Bruchs und des Traumas – ein Aus-Bruch.

Vortrag im Rahmen der Tagung «Die Geburt» (20.-22. Januar 2017, Zürich) organisiert von RISS Zeitschrift für Psychoanalyse / Lacan Seminar Zürich / Die Fadenspule